Wunder

Was ist ein Wunder?

Ein Wunder bezeichnet grundlegend ein Phänomen, das sich nicht so leicht erklären lässt. Dabei unterscheidet sich von Menschen zu Menschen stark, was als Wunder angesehen wird. Für die einen ist ein Wunder bereits ein glücklicher Zufall, der eine Lebenswende bringen kann, für Andere bezeichnet das Wunder die Heilung eines kranken Menschen. Auch kleinere Dinge können als Wunder betrachtet werden: ein farbenfroher Sonnenuntergang, die ersten Schneeglöckchen, die durch die Schneedecke brechen oder der Regenbogen am Himmel. Wunder bezeichnen also generell außergewöhnliche Dinge, die wir nicht täglich wahrnehmen – aber auch hier bestimmt die Definition des Einzelnen, was als Wunder angesehen wird und was nicht. 

Wunder in der Bibel

Für Christen und Christinnen sowie für viele gläubige Menschen unterschiedlicher Religionen, gelten Wunder als ein Zeichen Gottes – als ein Zeichen seiner Gegenwart in unserem Alltag und seines Handelns, das wir immer wieder spüren und erleben dürfen. Dabei hat Gott laut der Bibel schon immer durch Wunder mit seinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen gesprochen. So dürfen wir zum Beispiel im Alten Testament der Bibel lesen, wie Gott durch Mose ein Wunder tat, als dieser das Volk Israels aus Ägypten führte: „Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich.“ (Exodus 14,21 Lutherübersetzung). 

Auch in den vier Evangelien des Neuen Testaments der Bibel dürfen wir über Wunder lesen, die Gott durch Jesus getan hat. So verweist Jesus auf seine Taten, um den Menschen deutlich zu machen, dass die Freudenzeit, die nach jüdischen Schriften vorhergesagt wurde, und das Reich Gottes angebrochen ist: „[…] Geht und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt;“ (Lukas 7,22, Lutherübersetzung). Die Wunder, die Jesus vollbrachte, werden im Johannesevangelium darüber hinaus als Zeichen betitelt, denn diese unerklärlichen Taten und Geschehnisse weisen darauf hin, dass Jesus Gottes Sohn ist und deswegen Wunder geschehen lassen kann. Dabei vollbrachte Jesus die Wunder nicht im Sinne der Selbstdarstellung, sondern vielmehr um den Glauben derer zu bestätigen, denen die Wunder zuteil wurden.

Gibt es heute noch Wunder?

Die Bibel ist voll mit Erzählungen von Wundern, die für unseren Verstand kaum zu begreifen sind. Oftmals stellt sich dabei auch die Frage, ob es heute überhaupt noch Wunder gibt, denn viele Dinge, die vor einigen Jahrhunderten oder Jahrtausenden als Wunder bezeichnet wurden, lassen sich heute mithilfe der Wissenschaft erklären. Wir wissen inzwischen, wieso ein Regenbogen entsteht und dass es sich nicht um eine wundersame Ansammlung verschiedener Farben im Himmel handelt, sondern um die Zerlegung des Lichts in seine Bestandteile. Hierzu muss gesagt werden, dass Wunder eine reine Interpretationssache sind und Menschen, die glauben, dass es einen Gott gibt, der Wunder tun kann, häufiger Wunder wahrnehmen. Erneut ist hier der Glaube die Grundvoraussetzung dafür, Wunder zu erleben, denn Gott tut keine Wunder, um Menschen von sich zu überzeugen, sondern vielmehr, um ihren Glauben zu bestätigen und zu stärken. Das lesen wir zum Beispiel auch im Lukasevangelium, in dem Jesus einen Blinden heilt und ihm nach der Heilung sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen“ (Lukas 18,42 Lutherübersetzung). Christen und Christinnen glauben daran, dass Gott auch heute noch Wunder tut, sei es die Heilung eines kranken Menschen, ein wundervoller Anblick der Natur oder nur ein glücklicher „Zufall“, der genau im richtigen Moment kommt.